Moldavian Masters Orienteering Cup & Galata Cup



Als André und ich uns entscheiden, nach Moldawien weiterzureisen, hätte ich Lust, wieder mal OL zu machen. Ehrlich gesagt ohne grosse Hoffnungen, so spät in der Saison noch etwas zu finden, schaue ich mir den Kalender auf der Webseite des Moldawischen OL-Verbandes an. Doch siehe da, wir haben riesiges Glück, es findet Ende Oktober sogar noch ein 5-Tage OL statt. Das Highlight: Ein Sprintrennen in einem unterirdischen Weinkeller. Dazu kommen zwei Sprints (Urban & Park), eine Lang- und eine Mitteldistanz. Wir müssen nicht lange überlegen und melden uns für alle Läufe an.

 

Da es in der Hauptstadt Chisinau leider keinen Campingplatz gibt, dürfen wir netterweise vor dem Clubhaus des OL-Vereins «SOTT» schlafen. Dieses liegt fast mitten im Stadtzentrum und so können wir am Tag vor dem ersten Lauf gemütlich zu Fuss den Markt und die schönen Parks im Stadtzentrum besichtigen. Am Mittwoch geht es los mit dem ersten Lauf. Eigentlich stünde laut Ausschreibung ein OL in einem Stadtpark auf dem Programm, tags zuvor erhalten wir jedoch die Meldung, dass der Urban & Park-OL getauscht wurden. Dies sollte nicht die letzte kurzfristige Änderung sein ;-). Wer in Moldawien OL macht, muss etwas flexibel sein.

 

Als wir um 14.15 Uhr beim Treffpunkt erscheinen, sind die aus Schweden angereisten Läufer schon da, von der Registrierung (die bis um 15.00 Uhr dauern sollte) ist jedoch noch weit und breit nichts zu sehen. Schlussendlich klappt die Registrierung aber ohne Probleme und wir erhalten unsere Startnummern und unsere Chips. Der Lauf geht durch ein typisch moldawisches Grossstadtwohnquartier mit vielen Plattenbauten und Spielplätzen. Wir absolvieren beide unsere Läufe ohne grössere Fehler.

 

 

Am Donnerstag treffen wir uns in einem der vielen Stadtparks von Chisinau. Auf Wunsch verschiedener Trainer wird der Start von 9.00 auf 10.00 Uhr verschoben und auch der Treffpunkt wird gegenüber der Ausschreibung leicht versetzt. Zum Glück werden wir vom Organisator immer rechtzeitig informiert und stehen somit zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereit für den zweiten Start. Obwohl der Park mitten in der Stadt liegt, fühlt man sich wie auf dem Land. Es gibt viel Unterholz, einen kleinen See und sogar etwas Sumpf (eher eine Seltenheit im sonst sehr trockenen Moldawien). Im Gegensatz zu gestern funktioniert heute auch die Zeitmessung, so dass wir direkt nach dem Zieleinlauf unsere Zeit und den Rang erfahren. Danach heisst es möglichst rasch erholen, denn schon am Abend steht der nächste Lauf an und zwar im Weinkeller von Cricova, dem zweitgrössten in ganz Moldawien.

 

Damit wir nach der Weindegustation wieder heil in unsere Unterkunft zurückkommen, wird sogar der Transport ins nahegelegene Cricova und zurück von den Laufleitern organisiert. Was für ein Service! Auf der Hinfahrt erfahren wir, dass im Weinkeller früher Kalkstein für den Häuserbau abgebaut wurde. Als der Steinbruch schloss, erkannte man, dass in den Gängen ideale Bedingungen für die Lagerung von Wein herrschen. Seither werden hier Millionen Flaschen Wein gelagert und sogar Staatschefs wie Wladimir Putin und Angela Merkel haben hier ihr eigenes Weinabteil. Vorher heisst es aber für uns, im Dunkeln die Abzweigungen zwischen den Weinfässern nicht zu verpassen und mit allen Posten ins Ziel zu kommen. Gar keine leichte Aufgabe, denn die Durchgänge sind teilweise sehr schmal und es gibt fies gelegene Sperrgebiete, welche man grossräumig umlaufen muss. Bei der anschliessenden Führung durch die Weinkeller werden wir in alle Details der moldawischen Weinkultur und Weinproduktion eingeführt und können zu den servierten Weinen passende moldawische Spezialitäten probieren.

 

Am Freitag ist Ruhetag. Wer möchte, kann sich einer Tour nach Transnistrien (https://de.wikipedia.org/wiki/Transnistrien) anschliessen. Wir haben vor dem OL bereits eine solche Tour gemacht und stürzen uns daher lieber nochmals ins Getümmel auf dem grossen Stadtmarkt von Chisinau. Hier gibt es so ziemlich alles zu kaufen, was das Herz begehrt!

 

Die Langdistanz findet am Samstag ca. 40 km westlich von Chisinau im Wald von Horodca statt. Bevor wir nach Moldawien gereist sind, wurde uns von einem anderen Reisenden gesagt: «Moldawien ist nur flach, es gibt keine Berge und Seen, da gibt es nichts zu sehen.» Spätestens nach diesem Lauf ordnen wir diese Aussage definitiv der Kategorie «Fake News» zu. Schon der Weg zum Start geht ordentlich bergauf und auch der Lauf selber ist geprägt von viel auf und ab, Bächen und Gräben. Es gibt auch ziemlich viel Dickicht, wodurch der schnellste Weg meist über einen der durch das viele Laub manchmal sehr schlecht sichtbaren Pfade führt. Ziemlich erledigt kommen wir im Ziel an. Etwas erstaunt bin ich, als ich nach dem Lauf aufs Podest steigen darf. Heute fanden gleichzeitig die moldawischen Langdistanzmeisterschaften statt und ich darf auch als Ausländerin die Bronzemedaille in Empfang nehmen (es gab in der Kategorie W21 aber auch gar nicht mehr Teilnehmerinnen ;-) ). Ein schönes Erinnerungsstück an unsere Reise! Anstatt zurück nach Chisinau, machen wir uns schon mal auf den Weg Richtung Zloti für die abschliessende Mitteldistanz.

 

Trotz Nachttemperaturen nur knapp über 0°C haben einige Teilnehmer aus weiter entfernten Landesteilen im Zelt übernachtet. Da hatten wir es in unserem Magirus vergleichsweise komfortabel warm. Heute ist daher auch der erste Tag, an dem der Treffpunkt nicht im letzten Moment geändert wurde ;-). Es ist wieder viel Laufen am Hang angesagt, das Querlaufen ist aber deutlich angenehmer als noch gestern. Wir haben beide so unsere Mühe und müssen den einen oder anderen Posten etwas länger suchen. Wir beenden den Wettkampf dennoch beide ohne Postenfehler und dürfen sogar beide aufs Gesamtpodest steigen. Dazu muss man jedoch sagen, dass die Teilnehmerfelder bei den Erwachsenen dieses Jahr recht überschaubar waren... Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals bei den Organisatoren bedanken, welche mit sehr beschränkten Mitteln einen super Wettkampf auf die Beine gestellt haben! Und wir können allen wärmstens empfehlen, auch mal eine OL-Reise nach Moldawien zu machen, es lohnt sich auf jeden Fall!

 

Für Interessierte hier der Link zur Veranstalterwebseite: https://masters.orienteering.md/